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Robert Löhr „Krieg der Sänger“

Oktober 17th, 2013 ·

Es geht die Mär, der Teufel habe versucht, Luther auf der Wartburg zu verführen, von seinen Bibelübersetzungen abzulassen. Um den Mönch von der Schlechtigkeit des Menschengeschlechts zu überzeugen, erzählt der Höllenherrscher die Geschichte vom Wettstreit der fünf größten Dichter des Mittelsalters, darunter Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach.

Der künstlerische Wettstreit um die besten Verse, der sich immer mehr zum Kampf ausweitet bis es schließlich um Leben oder Tod geht, spielt ebenfalls auf der Wartburg, allerdings drei Jahrhunderte vor dem Zusammentreffen von Luther und Teufel. Robert Löhr entwickelt seine Geschichte aus der Perspektive des unbedeuteten und vor allem unbedarften Dichters Biterolf von Stillaha. Voll Erfurcht vor seinen grandiosen Kollegen, verliebt bis über beide Ohren in eine Magd und vollkommen naiv gegen jedermann taumelt Biterolf zwischen den Ränkespielern hin und her, während immer mehr Menschen den Kopf lassen.

Löhr („Das Erlkönig-Manöver“) schreibt mit viel Vergnügen – vermutlich auch für sich, ganz sicher für den Leser – und mit mittelalterlich-derber Wortwahl dieses Schelmenstück. Geschickt verknüpft der Autor wahre Begebenheiten mit Legenden und der eigenen Phantasie. Er ist geübt darin: Der vorliegende Band ist sein viertes historisches Buch. Am Ende findet Löhr sogar die Antwort darauf, wer von den fünfen die Nibelungensage geschrieben hat. Geschrieben haben soll. Das Buch ist so intelligent, genussreich und voller amüsanten Anspielungen, dass man nach der letzten Zeile gleich noch einmal mit der Lektüre beginnen möchte.

5 von 5 Punkten

Tags: Belletristik