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Reginald Hill „Rache verjährt nicht“

September 14th, 2014 ·

Vom angesehenen Geschäftsmann mit wunderbarer Familie, treuen Freunden und dickem Finanzpolster zum Knasti mit einer sehr langen Haftstrafe auf dem Buckel: ein tiefer Fall für Wolf Hadda, ein kompletter Absturz nachgeradezu. Denn kaum hinter Gittern, zerfällt alles, an das er geglaubt, alles, für das er gearbeitet hat zu Staub. Aber der Wolf ist nicht bereit, aufzugeben. Er hat noch sich, seine Axt und eine unbändige Wut. Und er ahnt, wer sich für die Intrige verantwortlich zeichnet.

Was für ein Krimi! Was für ein Roman! Auf 700 Seiten entblättert Autor Reginald Hill Schicht für Schicht das Psychogramm der der oberen Zehntausend in England mit all ihrer Verderbtheit, Kälte, Gier. Er zeichnet gleichzeitig das Psychogramm eines Mannes, der zwar alles verlor, den Glauben an eine archaische Gerechtigkeit aber beibehält, indem er sich auf seine Wurzeln als Sohn eines Holzfällers in Northcumbria besinnt. Politisch korrekt ist das natürlich nicht und gerade deshalb so unglaublich gut. Der Roman, denn dass ist das Buch eher als ein Krimi, ist eine moderne Version des Grafen von Monte Christo – der Alexandre Dumas’ Klassiker von Hill mit ein wenig (Selbst-) Ironie in die Geschichte eingeflochten.

Die Lektüre liest sich in einem Zug. Zu spannend sind Hills situative Beschreibungen und komplexe Charakterisierungen, um das Buch aus den Händen legen zu wollen. Hier schreibt einer, der weiß, was er tut. Die Verflechtungen und unterschiedlichen Zeitebenen in einen Lesegenuss zu gießen, hätte unter der Ägide eines weniger geübten oder talentierteren Schreibers gründlich schiefgehen können. Leider wird es keine weiteren Bücher des Autors geben. Reginald Hill verstarb 2012. Zum kleinen Trost: Hill hinterlässt über zwanzig auf Deutsch erschiene Werke und mehr als doppelt so viele in Englisch.

5 von 5 Punkten

Tags: Belletristik · Krimis