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Michel Bergmann, „Herr Klee und Herr Feld“

Juli 25th, 2015 ·

In seinem Roman lässt Bergmann verschiedene Welten aufeinander prallen. Hier: zwei jüdischen Pensionäre und eine junge Palästinenserin. Die zwar nicht neue, aber solide Idee, ist durchaus lesenswert. Die Brüder Kleefeld, der eine ein ehemaliger Psychologie-Professor, der andere ein ehemaliger Dracula-Darsteller, suchen eine neue Haushälterin, nachdem ihnen die einstige treue Perle gekündigt hat. Ausgerechnet die schöne wie schlagfertige Zamira bewirbt sich bei und bekommt den Job prompt. Alle drei bringen ihre persönlichen Geschichten mit in die neue, lebendige WG. Während der eine Bruder einen dritten Frühling erlebt, nutzt der andere die Gelegenheit, über die politische Situation in Israel und Palästina nachzudenken. Dazwischen Zamira, die die Stelle als Haushälterin als Chance für einen Neustart sieht.

Die drei fungieren als Stellvertreter für den israelisch-palästinensischen Konflikt im historischen Spannungsfeld Deutschland. Es geht um Vorurteile: wie sie den Alltag prägen, wie sie allzu schnell über die Lippen kommen. Gerade die Vorurteile, die nicht bös’ gemeint sind, aber bös’ daneben gehen. Bergmann versucht den Finger nicht zu heben. In weiten Teilen gelingt ihm das durch zarten Humor.

Was nicht funktioniert sind Bergmanns Nebenstränge, wie etwa die über Zamira. Sie ist ihrem brutalen deutschen Ehemann entflohen, der sie bei dem ungleichen Brüderpaar auftreibt. Kurzerhand wird er von den Alten in die Flucht geschlagen. Die Begebenheit ist Seiten zuvor abzusehen und wenig glaubhaft. Gleiches trifft auf andere Fäden der Geschichte zu: Gerade ist man in die politische wie persönliche Diskussion der drei grundverschiedenen Menschen eingetaucht. Schnitt. Die Brüder fahren nach Süddeutschland, auf der Suche nach ihren ermordeten Angehörigen. Es mangelt schlicht an erzählerischer Sorgfalt.

Bergmann bekommt die losen Fäden der kleinen wie großen Ereignisse oft nicht zusammen, so dass der Leser sich am Ende fragen mag: „Was genau wollte mir der Autor sagen?“ Außerdem fehlt es an Eleganz in der Schreibe. Manchmal muten Sätze und Formulierungen äußerst simpel an. Gelungen hingegen sind die scherzhaften Einschübe, manche ganz unbeschwert, andere bissig. An diesen Stellen macht der Roman Spaß und vermittelt vage, worauf Bergmann hinaus wollte.

3 von 5 Punkten

Tags: Belletristik