Die Geschwister Melody, Jack, Bea und Leo, alle irgendwas zwischen Anfang und Ende 40, haben sehr unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen. Gemein ist ihnen allerdings das Wissen um ihr hochdotiertes pekuniäre Erbe – das „Nest“ genannt – das demnächst an sie ausgezahlt werden soll. Trotz bester Startvoraussetzungen ins Leben wie Talent, liebevolle Partner und erfolgreiche Firma durchziehen ihre Leben eine Reihe von Fehlentscheidungen.
Konsequenterweise schmilzt durch die Dummheit eines der Geschwister die Erbsumme beträchtlich herunter. Das Problem: Alle anderen haben seit Jahren mit dem Geld gerechnet, um ihre enormen Außenstände zu begleichen. Ihr ganzes Sinnen und Trachtet war auf das Nest ausgerichtet. Dieser „Betrug“ an ihnen, ihren Hoffnungen, ihren innigsten Bestrebungen ruft nach einem Schuldigen, den sie stellvertretend für ihre Miseren verantwortlich zeichnen können. Und die dringliche Suche nach Geld beginnt. Bei der Gelegenheit werden allerdings noch ganz andere Rechnungen zwischen den Geschwistern aufgemacht.
Das Buch liest sich als klassischer Entwicklungsroman. Die konventionelle Erzählweise tut dem Vergnügen, den vier Personen bei ihrem Scheitern zuzusehen, keinen Abbruch. Dabei sind die Figuren zunächst recht unsympathisch. Naiv die eine, gierig der andere. Die individuellen Verhaltensweisen sind durchaus nachvollziehbar, aber Verständnis oder gar Mitleid muss man hier nicht walten lassen. So ziehen sich die unangenehmen Eigenschaften und die Konsequenzen daraus durch den Beginn des Romans. Wie es sich für einen Entwicklungsroman gehört sind alle Figuren lernfähig. Fast alle.
D’Aprix Sweeney verleiht ihrem Roman durch Witz und Zweideutigkeit Leichtigkeit und Stärke. Jedoch erklärt die Autorin im Verlaufe des Romans die von ihr zuvor sorgfältig aufgebauten ironischen Wendungen, Einschübe und Verweise. Traut sie den Lesenden die Assoziationskraft nicht zu? Möchte sie ihnen das Verständnis für den Roman erleichtern? Wie auch immer, leider verliert der Witz auf diesem Wege an Würze – ein Manko des ansonsten wunderbar leichtfüßigen Romans.
4 von 5 Punkten