Der Fehler einiger Journalisten ist es, zu denken, sie könnten alles schreiben. Sogar ein (Sach-) Buch. Krimiautorin und Journalistin Cora Stephan sitzt diesem Irrglauben auf. Ihr gut 200-seitiges Buch lässt sich auf einen Satz zusammenstreichen, ohne Verlust der inhaltlichen Aussage: „Ich habe 2005 die CDU mit Angela Merkel an der Spitze gewählt und bin heute über das politische Ergebnis enttäuscht.“ Das Leben kann manchmal so simpel sein. Die Antworten der Cora Stephan auf komplexe politische und gesellschaftliche Fragen sind es ebenfalls: banal, polemisch, grell.

Müssen wir das Buch einer enttäuschten Wählerin lesen? Die gute Nachricht: Nein, müssen wir nicht. Stephan fügt den Gedanken politisch Interessierter nichts Neues hinzu. Neben Altbekanntem und wenig Überraschendem – Merkel ist ein Machtmensch – backt die Autorin unerträgliche Klischees auf mit Schlagworten, die jeder kennt und keiner inhaltlich füllt – schon gar nicht Stephan, als da wären „Leitkultur“, „braver Steuerzahler“, „gesellschaftliche Mitte“. Hilfe!

Stephan verfährt nach dem Prinzip „vom Hundertstel ins Allgemeine“ und das möglichst unsachlich. Der rotzige Ton, das Beispringen an Tilo Sarrazins Seite, die blühende Naivität und das Zusammenschmeißen absurder Vergleiche z. B. von Vermummten mit und ohne Migrationshintergrund bekommen am Ende der Lektüre etwas Lächerliches. Trotzdem gibt es eine zweite gute Nachricht zum Machwerk der Cora Stephan: Wer sich über die aktuellen Befindlichkeiten und Ängste mancher konservativer Intellektueller informieren will, ist mit dem Buch gut bedient. Dafür einen Punkt.

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