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William E. Bowman „Die Besteigung des Rum Doodle“

Dezember 1st, 2014 ·

Sieben britische Gentlemen wollen den höchsten Berg der Welt, den Rum Doddle, besteigen. Mit auf ihren abenteuerlichen Weg ins weit entfernte Yogistan bekommen sie vom Vorstand des Rum-Doodle-Ausschusses den kryptischen Satz „Den Mont-Blanc über die Grépon-Route zu besteigen ist eine Sache, den Rum Doodle zu besteigen ist eine völlig andere.“ Die Gruppe ist klug zusammengestellt: Es gibt unter anderem einen Übersetzer, einen Arzt, einen Navigator und einen Fotografen, der die ruhmreiche Expedition in Bildern festhalten soll. Dass sie ruhmreich sein wird, daran besteht kein Zweifel. Zumindest am Anfang. Zumindest beim Expeditionsleiter und Ich-Erzähler Binder.

So weit, so durchdacht. Leider ahnt niemand, dass der Übersetzer dem Yogistanischen nicht wirklich mächtig ist, der Arzt sein bester Patient wird, der Navigator ein Problem mit der Orientierung hat und das Foto-Equipment just in den entscheidenden Momenten den Geist aufgibt. Auch wenn am Ende die bittere Erkenntnis in der Gruppe reift, den falschen Berg bestiegen zu haben, beweist die Lektüre, dass der Glaube an Wunder Berge erklimmen lässt.

Ein köstliches Schelmenstück, das sich Bowman Mitte der 1950 Jahre da über eine ganz und gar fiktive Bergexpedition ausgedacht hat. Übrigens ohne selbst jemals einen Berg bestiegen zu haben! Das Buch ist eine liebevolle Satire übers Klettern, über Gruppendynamiken und missinterpretierte Motivationen. Etwas anstrengend für Couchpotatos sind die Bergsteigerdetails, die den Alpennarren allerdings eine Extraportion Spaß versprechen. Kein Wunder, dass das Buch – auf Deutsch erst seit 2013 zu haben – in internationalen Bergsteigerkreisen Kultstatus genießt.

4 von 5 Punkten

Tags: Belletristik · Reisen · Humor