lesezeit.info header image 2

Stephen King u. Richard Chizmar, „Gwendys Wunschkasten“

November 6th, 2017 ·

Die 12-jährige Gwendy ist ein klein wenig pummelig, steht kurz vor dem Wechsel zur nächst höheren Schule, hat gegen einen Schulrowdy zu kämpfen und ist auch sonst ein ganz normales Mädchen kurz vor der Teenagerzeit. Als sie auf den mysteriösen Richard Farris trifft, beginnt für sie eine neue Zeitrechnung. Er schenkt ihr einen Wunschkasten. Der Kasten wiederum beschenkt Gwendy mit wundersamen Schokolädchen und Dollarmünzen und vielen anderen, weitreichenden Gaben. Im Gegenzug dafür fordert der Wunschkasten allerdings einen für das Mädchen nicht absehbaren Preis.

Die Novelle – eine Gemeinschaftsproduktion des King of horror Stephen und des Verlegers Richard Chizmars – ist kurz und knackig. Genaugenommen zu kurz. Die Zeitspanne der Geschichte erstreckt sich über 10 Jahre. Kaum beginnt sie an Fahrt aufzunehmen, ist schon wieder Schluss. Das Ende gestaltet sich darüber hinaus ziemlich rätselhaften. Das Buch lässt eine Menge Raum für Spekulationen über den Inhalt. Genauso offen ist die Frage nach dem Grund des Erscheinens einer einzelnen Geschichte in einer für diese Kürze und das Horror-Genre recht aufwändigen, sehr schönen Buchgestaltung.

Ist das Bändlein der Auftakt für eine andere, noch folgende Geschichte? Oder ein Intermezzo einer anderen Geschichte zu einer noch zu schreibenden? Lag die Novelle King so sehr am Herzen, dass sie deshalb einzeln und nicht wie andere seiner Kurzgeschichten in einem Sammelband erschien? Wird King diese Geschichte fortschreiben?

Die literarische Miniatur kann ausgemachten King-Fans ans Herz gelegt werden, die mit seinem Universum vertraut sind. Die Novelle enthält zahlreiche, unterhaltsame Anspielungen, z. B. spielt die Geschichte in Castle Rock, einer (fiktiven) Stadt in Maine: Schauplatz vieler anderer King-Romane. Es gibt den Cameo-Auftritt von Sheriff George Bannerman, der eine denkwürdige Rolle in Kings Erzählung „Cujo“ einnimmt. Manche Leser mögen Anspielungen auf den Roman „In einer kleinen Stadt“ ausmachen. King-Neulinge hingegen sollten zu anderen Werken greifen: „Es“, „Friedhof der Kuscheltiere“, Brennen muss Salem oder, wenn es Kurzgeschichten sein sollen, „Basar der bösen Träume“. In Kings Reich gibt es mehr als genug Auswahl dem Böse lesend ins Netz zu gehen.

3 von 5 Punkte

Tags: News · Horror · Mysterie