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Stephen King „Joyland“

Juli 31st, 2013 ·


1973: Es ist das Jahr, in dem Devin Jones erwachsen wird. Das Studium ist finanziell mit der heißen Nadel gestrickt und bedarf dringend einer monetären Aufbesserung. Der 21-Jährige heuert im Vergnügungspark Joyland an. Kaum beherrscht er die Arbeitsabläufe und hat sich fern der Heimat eingelebt, gibt ihm seine Freundin den Laufpass. Die schöne Erin und der lebhafte Tom, die im Vergnügungspark ebenfalls ihr Semestergeld aufbessern, helfen Devin über den gröbsten Schmerz hinweg. Dieser findet allmählich Gefallen am Schaustellerleben und nicht zuletzt an den rauen wie herzlichen Kollegen. Als seine beiden Freunde nach dem Sommer zurück an die Uni fahren, bleibt Devin. Ihn reizt die Schauergeschichte um die Geisterbahn. Spukt dort wirklich das vor Jahren ermordete Mädchen herum? Und welche Tragödie steckt hinter der rätselhaften Frau mit ihrem kranken Sohn, die der Student jeden Morgen am Strand trifft?

Stephen King kann es noch. Und wie! Anmutig entwickelt der Autor seine Geschichte, lässt Raum für die Beschreibungen seiner Charaktere. Blutrünstiges oder gar Horror wie in „Es“, „Shinning“, „Wahn“ oder „Puls“ gibt es in diesem Roman nicht zu holen. Und das ist gut so. Fast skizzenhaft muten leichter Grusel und mystische Situationen der Geschichte an. Wodurch die Geschichte vor allem besticht ist die dichte Atmosphäre, in der man sich unversehens in die 1970er Jahre versetzt fühlt. Jones’ Glück und Schmerz sind beim Lesen beinah körperlich zu spüren.

So empathisch, so warmherzig hat man King lange nicht mehr erlesen. Melancholie webt sich fein durch die Seiten, wenn der alte Devin Jones die Erlebnisse und das Herzeleid Jahrzehnte nach den Joyland-Erlebnissen Revue passieren lässt. Der stille Humor des Textes verhindert bleierne Schwere. Locker wie ein Fingerspiel wirkt der Roman und ist nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – ein richtig gutes Stück Literatur. Zu Recht kann Stephen King als einer der größten Erzähler der Gegenwart genannt werden.

5 von 5 Punkten

Tags: Belletristik · Mysterie