Philip Tingler schreibt für Vogue, GQ und Welt am Sonntag. Nun hat sich der It-Boy eben an ein Buch für die fehlerfreien Umgangsformen in Gesellschaften gemacht. Sie bekommen das komplette Programm: von der Frage der Konversation über Diskretion und den richtigen Abstand zum Gegenüber bis zum angebrachten Umgang mit Peinlichkeiten. Das ganze liest sich nicht als dröger Konventionsführer a la „bei der Begrüßung nur das schöne Händchen geben“, sondern ist mit Verve geschrieben.

Was allerdings zu Beginn noch amüsant anmutet, bekommt im Verlauf der Seiten den hysterischen Unterton einer alternden Diva, die verzweifelt ihre Zigaretten sucht. Etwas britisches Understatement hätte dem Text an vielen Stellen gut getan, ohne an Witz zu verlieren. An vielen Stellen schießen Spitzen und Ironie weit übers Maß hinaus. Dass Tingler außerdem den „besten Ehemann von allen“ hat, ist persönlich schön für ihn, bekommt aber nach etlichen Wiederholungen den Nährwert einer erschöpflichen Information für die Leser.

Aufgewertet wird das Büchlein allerdings durch die phantastischen Zeichnungen des Wahl-Schweizers Daniel Müller. Er karikiert mit elegantem Strich die von Tingler erläuterten Personen und Situationen. Mit den Illustrationen bereitet wieder jede Seite Vergnügen. Müllers hervorragende Zeichnungen wecken Lust, sich mehr von ihm anzusehen. Die haptische Beigabe ist der ungewöhnliche, in Stoff bezogene Bucheinband. Passend zum in rot gedruckten Titel gibt es das rote Lesefädchen. Viel Firlefanz für wenig (textlichen) Inhalt, deshalb nur empfehlenswert für diejenigen, die vor einem festlichen Ereignis stehen und zur Auflockerung lachen wollen – schauen Sie auf die Zeichnungen! Wer dagegen nach handfesten Benimmformen sucht, sollte zum Knigge greifen, der durch die ständigen Aktualisierungen auch heute noch gilt.

2 von 5 Punkten