Der Band enthält 14 kürzere bis längere Neil-Gaiman-Geschichten, die, real und märchenhaft zugleich, auf dem schmalen Grad von Traum und Alptraum wandeln. Der Autor zeigt etwa, welche Abgründe sich auftun, wenn man als 16-Jähriger Mädchen auf einer Party anspricht, dass die Definition von „lebensecht“ und „phantastisch“ nur eine Frage der Perspektive ist und wie schnell sich die ultimative Gourmetreise als eine Reise ohne Wiederkehr entpuppen kann.
Der Meister der Phantasy verbeugt sich tief vor anderen Könnern der schwarzen Wortmagie. Da wären zu nennen Edgar Allen Poe (mit mehr Humor), Nick Cave (mehr Licht) und H. P. Lovecraft (mehr Diesseits). Dazu steigern die Anspielungen auf verschiedene Genres – etwa die klassische Schauergeschichte – oder bekannte Figuren – Sherlock Holmes lässt grüßen – das Leseamüsement. Wie in jeder Anthologie gibt es mal stärkere, mal schwächere Texte. Jedoch überwiegen hier ganz klar die hintergründig guten Geschichten.
Gaiman schafft es, dem Leser das Gefühl zu vermitteln, er schaue auf ein Gemälde der schwarzen Romantik, dessen reichverzierter Rahmen sich immer genau dann zu bewegen scheint, wenn er die Augen auf ein weiteres, bizarres Detail im Bild gerichtet hat. So changieren die Geschichten, typisch für den Autor, zwischen Gänsehaut und ganz eigenem Witz. Wer Neil Gaiman noch nicht kennt, findet mit diesem Buch einen leichten Einstieg in sein Universum. Für Gaiman-Kenner hingegen wird das Buch an der einen oder anderen Stelle ein Treffen mit alten Bekannten werden.
4 von 5 Punkten