Als die afrodeutsche Moderatorin und Journalistin Mo Asumang vor einigen Jahren im Song einer rechtradikalen Band mit dem Tode bedroht wird, fühlt sie sich hilflos und ist bis ins Mark erschüttert. Statt sich jedoch verängstigt zu verkriechen, geht sie couragiert nach vorn und dreht den Spieß um, indem sie denjenigen Fragen stellt, deren Tagesgeschäft aus Hass und Verachtung besteht. In den folgenden Jahren „besucht“ die Autorin die rechte Szene. Aus der sehr persönlichen Reise in die rassistischen Untiefen Deutschlands entstanden zwei Dokumentarfilme und dieses Buch.
Asumang ersparte sich wirklich nichts: Sie tummelte sich inmitten einer Demo mit 3.000 Nazis in Berlin, besuchte Ku-Klux-Klan-Anhänger in den USA, traf paarungswillige Rechte über eine einschlägige Dating-Plattform. Die Autorin spürte der Idee und dem Ursprung von „Ariern“ nach und suchte nach der Bedeutung „Deutsch“ zu sein. Ihre Stippvisite bei einem Verschwörungstheoretiker gehört sicherlich zu den kuriosen Kapiteln. Auch bei Pegida schaute die Journalistin vorbei. Nicht zuletzt suchte Asumang nach dem Sänger der Band, der die Morddrohung gegen sie ausstieß.
Man kann die Begegnungen schrecklich finden, man kann sie schrecklich witzig finden oder für fürchterlich bizarr halten. Am bemerkenswertesten jedoch ist der Umstand, dass sich die Autorin in die Szene hinein begab, die sie als Menschen ablehnt, beschimpft, angreift und bekämpft. Darüber hinaus zeigt sie mit ihrem Buch die vielfältige Fratze rechtsradikaler, rassistischer Gesinnungen, mithin ihre Lächerlichkeit, aber eben auch ihre (lebensbedrohliche) Gefahr.
Sehr angenehm: Mo Asumang generiert sich nicht als Heldin, sondern geht sehr offen mit ihren Ängsten, Bedenken, Zweifeln und manchmal auch mit ihren Lachanfällen um – die Autorin gewährt den Blick in ihren Kopf. Am Ende des Buches steht die Frage: Wer hat eigentlich mehr Angst – die Autorin oder die Rassisten?
4 von 5 Punkten