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Maxim Leo, „Waidmannstod“

Oktober 4th, 2015 ·

Daniel Voss kehrt mit Anfang 40 zurück nach Brandenburg in sein Elternhaus. Kaum angekommen ist der Kommissar in leitender Position mit seinem ersten Mord im Jägermilieu konfrontiert. Nun pendelt er zwischen einem Jugendzimmer mit Depeche-Mode-Plakat und waidmännisch drapierter Leiche hin und her. Dabei stiftet die beherzte Pflegerin seiner betagten Mutter nicht nur emotionale Verwirrung bei Voss, sondern bringt ihn mit präzisen Fragen immer wieder auf die Spur des Verbrechens. Gut so, denn es wird nicht bei der einen Leiche bleiben.

Mit diesem Krimi folgt der Leser Leos Kommissar tief in die Wälder Brandenburgs. Sie spielen tatsächlich die Hauptrolle in diesem Debüt. Damit schafft Leo eine Genre untypische, dafür aber sehr dichte Atmosphäre. Die Fülle des Waldes, der Geruch von Holz und Laub, die mannigfachen Natur-Geräusche beschreibt der Autor so lebensnah, als sei der Leser leibhaftig im Unterholz unterwegs. Darüber hinaus gibt es einiges über die Strukturen zu Windkrafträdern und ihre Ansiedlung, Geld- und Machtströme und die Szene der Naturschützer zu lesen. Mögen die einzelnen Passagen der Fiktion entsprungen sein, so vermitteln sie ein Gefühl dafür, dass letztlich die meisten Menschen käuflich sind und der andere, weitaus kleinere Teil, dafür bezahlt.

Nicht ganz so gelungen erscheinen die Charakterisierungen der Brandenburger. Maulfaul, behäbig, bäuerlich, fast ein bisschen stumpf wirken sie in Leos Buch. Nach Abgleich mit der Wirklichkeit bleibt festzuhalten: An diesem arg groben Bild ist wenig dran. Gewöhnungsbedürftig ist außerdem die verortete Zeit: Leo schreibt seinen Krimi im Präsens. Selbst bei genauerem Hinlesen erschließt sich der Grund dafür nicht. Sei’s drum. Wer Lust auf Jägerlatein und Brandenburg nahe der polnischen Grenze hat, findet mit diesem Krimi ein Kleinod von Krimilektüre.

4 von 5 Punkten

Tags: Krimis