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Julian Fellowes „Eine Klasse für sich“

Mai 27th, 2013 ·

Jahrzehnte ist es her, als sich Damian Baxter und der Ich-Erzähler gesehen haben. Damals führte der Ich-Erzähler Damian in die feine Gesellschaft des englischen Hochadels ein. Das letzte Treffen der beiden gipfelte in einem skandalträchtigen Eklat, der die Wege der beiden radikal trennte. Inzwischen ist Damian vermögend und sterbenskrank. Und ausgerechnet von seinem ehemaligen Freund und verlangt er, die fünf Frauen ausfindig zu machen, die als Mutter seines inzwischen erwachsenen Sohnes in Frage kommen könnten, um seinem Sprössling das beträchtliche Erbe zu hinterlassen.

Die Suche soll in aller britischer Zurückhaltung vonstatten gehen, versteht sich. Nach einigem Zögern willigt der Ich-Erzähler ein. So beginnt eine Reise in Damiens Vergangenheit der 1960er Jahre, aber auch in die des alten Adels. Drehbuchautor Fellows schildert mit Eleganz und schwarzem Humor den langsamen Verfall dieser Gesellschaftsklasse, die selbst noch nicht ganz begriffen hat, wie marode ihre Welt geworden ist, wie hohl ihre ungeschriebenen Gesetze und wie überflüssig ihre Gesten der Macht.

Selbst denjenigen, denen der Hochadel, allzumal der englische, herzlich egal ist, können Genuss aus der feinen Satire ziehen. Julian Fellowes erzählt auch die Geschichte von menschlichen Schwächen und gesellschaftlichen Regeln, in denen wir uns alle bewegen. Adel hin oder her. Das Buch ist eine rundum amüsante Lektüre, die allerdings erst ein paar Seiten benötigt, um richtig in Schwung zu kommen.

Bewertung: 4 von 5 Punkten

Tags: Belletristik