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John Niven „Coma“

Januar 18th, 2015 ·

Gary ist ein Verlierer. Nicht nur auf dem Golfplatz, auf dem er verzweifelt gegen seinen schlechten Schlag anspielt. Er macht auch sonst im Leben eine sagenhaft jämmerliche Figur. Seine Frau betrügt ihn mit dem schmierigen Teppich-König des Ortes, Familienhund Ben terrorisiert den Amateurgolfer, wo es nur geht und beruflich hätte es für Gary ebenfalls besser laufen können. Bruder Lee, aktiver Kleingauner, ist genauso wenig vom Glück verfolgt. Um seine Schulden bei einem brandgefährlichen Verbrecherboss auszugleichen, soll er einen Mord begehen.

Mitten hinein in diese unerquicklichen Umstände trifft Gary ein Golfball am Kopf, der ihn ins Koma verfrachtet. Als er wieder aufwacht stellt sich heraus, dass er plötzlich ein Genie auf dem Platz ist. Vorbei die Zeiten der Demütigungen seiner Mitspieler, vorbei die Sorge um den korrekten Schwung. Die Nebenwirkungen sind allerdings verheerend: Tourette-Syndrom der übelsten Ausprägung. Trotz dieses „kleinen“ Hindernisses, spielt er sich von Sieg zu Sieg bis zum großen Open Championship, dem Mekka passionierter Amateure und Profis. Derweil schmiedet Garys Frau Pläne für ihre nächste Ehe mit dem Teppich-König und Lee sucht verzweifelt eine Lösung für seine Aufgabe. Alles strebt zum rasanten Showdown auf dem gepflegten Grün. Und nicht jeder entscheidet sich dabei für das richtige Eisen …

John Niven ist ein wunderbarer Erzähler. Allerdings sei vorgewarnt: Er schubst seine Figuren ohne Gnade von einer abstrusen Situation in die nächste. Auch in seiner Wortwahl ist er nicht eben zimperlich. Wer Nivens Schreibart mag, erlebt mit diesem Buch einen deftigen Spaß, der das Gegenteil von politisch korrekt bedeutet. Golfer werden mit Gary leiden und triumphieren, Nicht-Golfer können in aller Ruhe ihre Vorurteile pflegen. Das beste aber an dem Buch ist: Für beide Gruppen hält Niven ein Potpourri an Amüsiermöglichkeiten bereit.

4 von 5 Punkten

Tags: Belletristik · Humor