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Jo Kyung Ran „Feine Kost“

Mai 27th, 2013 ·

Ji-won ist Köchin aus Passion. Und Ji-won ist einsam. Vor kurzem verließ sie ihr Freund für eine Kochschülerin. Er, die Liebe ihres Lebens, wehrt sich gegen jeden Kontakt Ji-wons. Zurück bleiben ein Hund und schmerzhafte Erinnerungen. Jetzt heißt es für die begnadete Künstlerin am Herd: den Traum der Selbstständigkeit begraben, die eigene Küche schließen und bei ihrem alten Arbeitgeber wieder anheuern. Doch all Maßnahmen gegen Liebeskummer versagen. Weder viel Arbeit, noch raffinierte Gerichte oder die selbst gewählte Askese helfen. Auch lassen Nachfolgerin nebst Ex-Freund keine Gelegenheit aus, sie zu demütigen. Doch dann kommt der Tag, an dem Ji-won ein Menü kredenzt, das seinesgleichen sucht …

Der Autorin gelingt das Kunststück, ihre Geschichte kühl, aber leidenschaftlich zu erzählen. Die Beschreibung des Verlassenwerdens, der Einsamkeit, der Schmerzen sind als Skizzen angelegt. Die sorgfältige Wortwahl erweckt Gespräche und Geschehnisse allerdings zu genauen Bildern. Beim Lesen macht sich keine Schwermut breit, im Gegenteil. Jo Kyung Ran lässt mit leichter Hand das Trübe klar erscheinen. Vor allem ist es in dieser Lektüre eine fast physisch zu schmeckende Lust über das Essen und dessen Zubereitung zu lesen.

Menschliche Regungen sind perfekt und ausgereift geschildert. Jo Kyung Ran gilt als eine der wichtigsten südkoreanischen Autorinnen der Gegenwartsliteratur. Hier in Deutschland will sie noch entdeckt werden. Mit dem vorliegenden Band hat sie uns ein kulinarisch-kriminalistisches Vergnügen erschrieben. Das Buch macht Appetit auf mehr aus der Feder der Autorin.

4 von 5 Punkten

Tags: Belletristik · Krimis