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Felix Lobrecht, „Sonne und Beton“

Juni 25th, 2017 ·

Vier Jungs auf der Schwelle zum Erwachsen werden, ein heißer Sommer im Betonghetto Neuköllns, viel Langeweile, noch mehr Alkohol und eine wirklich schlechte Idee – soweit das Setting von Lobrechts Roman. Die Geschichte der unterschiedlichen Freunde auf den Straßen des rauen Berliner Viertels erfährt der Leser durch Ich-Erzähler Lukas. Er ist ein eher ruhiger Vertreter, allerdings mit dem Instinkt der Straße ausgestattet.

Der Schreibstil lehnt sich an den Kiez-Slang an, insbesondere in direkten Zitaten. Darüber hinaus hat der Roman eine gute Taktung. Kein Wunder, Autor Lobrecht kommt künstlerisch aus dem Bereich Poetry Slam und ist seit einiger Zeit erfolgreich als literarischer Comedian auf Kleinkunstbühnen unterwegs. Das Buch beinhaltet zwar durchaus absurd-komische Szenen, aber keinen schenkelklopfenden Humor. Lobrecht bildet mit gekonnter Dramaturgie die Realität von Jugendlichen in Neukölln und vergleichbaren Stadtvierteln ab. In Interviews betont der Autor, dass Lukas keine autobiografische Figur sei, er sich dennoch in ihm und seinen anderen Protagonisten wiederfände. Lobrecht wuchs genauso wie Lukas bei einem alleinerziehenden Vater in Neukölln auf.

Das Buch besticht durch die lakonische Ausdrucksform und dadurch, dass der Autor immer ganz nah an seinen Protagonisten dranbleibt. Angenehm ist außerdem der Umstand, dass Lobrecht eine bourgeoise Art des Mitleids bzw. ausgrenzende Verachtung durch die authentische Schreibe geschickt umschifft. Es gibt eine großartige Schlusspointe, dennoch bleiben in der Geschichte über Lukas und seinen Freunden – wie im richtigen Leben – Fragen offen.

4 von 5 Punkte

Tags: Belletristik