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Esther Freud „Große Besetzung“

Mai 27th, 2013 ·

Die verhuschte Nell, die expressive Charlie und der zweifelnde Dan starten 1992 als Theater-Eleven der renommierten London Drama School. So unterschiedlich die drei sind, verbindet sie doch ein Ziel: richtig groß(artig)e Schauspieler zu werden. Über 14 Jahre werden ihre Lebensläufe verfolgt. Am Rande der Hauptgeschichte tummeln sich weitere Absolventen und „Geschmissene“ der Kaderschmiede. Hin und her geworfen zwischen dem glamourösen Traum eines gefeierten Darstellers und der harten Wirklichkeit zwischen Arbeitslosigkeit, Konkurrenz, Selbstzweifeln tun die Schauspieler ihre Schritte auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten. Wer das große Ziel tatsächlich erreicht, wird am nicht besonders gelungenen Ende aufgelöst.

Autorin Esther Freud, Urenkelin Sigmund Freuds, legt hier ein amüsantes, kurzweiliges Werk aus dem Schauspielermilieu vor. Sie nimmt Klischees aufs Korn wie unleidliche Agenturchefs, unseriöse Regisseure, entwürdigende Nebenjobs. Die Egozentrik wird zum Spiel der Eitelkeiten. Außerdem vermag die Autorin der „Berufung“ kritische Töne zu entlocken. Sensibel stellt sie das bange Warten auf das nächsten Engagement, das Problem des Alterns in diesem Metier und die ewige Konkurrenz zwischen Schauspielkollegen dar.

Freuds beschwingter Schreibstil ist die Stärke des Buches und gleichzeitig die Schwäche. Es fällt schwer, die Hauptfiguren in ihren Dilemmata Ernst zunehmen. Sie bleiben während und nach der Lektüre Figuren aus einem Theaterschwank. Leider setzt das allzu blumige Ende keinen Kontrapunkt, sondern bespielt eine blumige Wunschserenade.

Bewertung: 3 von 5 Sternen

Tags: Belletristik