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Anja Reich, Alexander Osang „Wo warst Du? Ein Septembertag in New York“

Mai 27th, 2013 ·

Das Journalistenpaar Anja Reich und Alexander Osang ziehen 1999 mit ihren beiden Kindern nach New York. Besonders für Osang geht mit dem Umzug ein großer Wunsch in Erfüllung: Er als Korrespondent für den SPIEGEL in New York! Die Stadt bedeutet unbegrenzte Möglichkeiten, die Projektion seiner Hoffnungen und Träume. Doch dann lenken Selbstmordattentäter 2001 Passagiermaschinen in die Twin Towers.

Überrascht, aber wenig beunruhigt beobachtet das Ehepaar von ihrem Wohnsitz aus die Rauchschwaden des „Unfalls“. Bis dahin weiß noch niemand, welche Katastrophe hereinbrechen wird. Einzig getrieben von der ewigen Suche nach Geschichten, und sei sie noch so klein, bricht Osang halbherzig in die City auf. Was er noch nicht weiß: Im Staub der zusammenbrechenden Türme wird der Journalist an seine Grenzen stoßen. Reich bleibt an diesem Tag bei den Kindern, verfolgt mit wachsender Sorge um ihren Mann die Nachrichten und muss mit ihrer Angst alleine fertig werden.

Abwechselnd schildern die beiden ihren sehr persönlichen 11. September. Das Buch ist keine Nabelschau, sondern vielmehr die Entwicklung eines menschlichen Dramas fernab von nüchternen Statistiken. Die Lektüre ist hervorragend geschrieben, auch und gerade weil sich Reich und Osang nicht vor selbstkritischen Tönen scheuen. Ganz nah rückt der Tag durch die Schilderungen der beiden Journalisten, so dass man sich unweigerlich am Ende des Buches fragt: Wie hätte ich im Zentrum des Schreckens gehandelt?

4 von 5 Punkten

Tags: Sachbücher · Biografien